BER – Gründe des Scheiterns

Wie konnte der Bau des Flughafens BER zur größten Katastrophe öffentlichen Bauens werden und was können Unternehmen und öffentliche Verwaltungen für das Management komplexer Projekte daraus lernen. Ich habe mich im Rahmen eines Lehrauftrags mit diesen Fragen befasst. Mein Fazit: untaugliches Führungspersonal, Gehorsam gegenüber den obersten politischen Vertretern des Landes Berlin statt sachlich basierter Planungen,…

Stefan Komoß

15.01.2025 • 2 Minuten lesen

Überblick

Wie konnte der Bau des Flughafens BER zur größten Katastrophe öffentlichen Bauens werden und was können Unternehmen und öffentliche Verwaltungen für das Management komplexer Projekte daraus lernen. Ich habe mich im Rahmen eines Lehrauftrags mit diesen Fragen befasst. Mein Fazit: untaugliches Führungspersonal, Gehorsam gegenüber den obersten politischen Vertretern des Landes Berlin statt sachlich basierter Planungen, unrealistische Zeitvorgaben und fehlende Dokumentation von Baufortschritten.

Gelungenes Projektmanagement: So jedenfalls nicht

Baumängel, Zeit und Geld, vor allem aber: Personalmanagement. Das sind die Punkte, die den Ausschlag für die katastrophale Entwicklung des Großprojektes Hauptstadtflughafen geben. Die immer wieder nötigen Verlängerungen, dazu Druck von den Gesellschaftern bezüglich möglichst zeitiger Fertigstellung waren ein Faktor. Das Personalmanagement, das immer wieder fachferne Kräfte nachbesetzte und das allgemeine Chaos vergrößerte, ergänzten intern die Kette an Fehlleistungen. Schon in der Planungsphase fallen ineffizientes Krisenmanagement und Planungsfehler auf, Korruption und massive Fehlentscheidungen tragen ihren Anteil bei.

Permanenter Personalwechsel auf wichtigen Stellen, fehlende Koordination und ein unübersichtliches Heer an beteiligten Lieferanten, Planern und Managern lassen das ambitionierte Projekt zu einer Karikatur staatlicher Bauvorhaben im Megaformat heranwachsen. Insgesamt vier Flughafen- und sechs Technikleitungen geben sich im Laufe der Jahre die Klinke in die Hand, gutbezahlte Unternehmensberater profitieren von der unübersichtlichen Gesamtlage, ohne entscheidend zum Projektabschluss beizutragen. Zivil- und strafrechtliche Auseinandersetzungen flankieren den gesamten Prozess und erhöhen, genau wie das öffentliche Medieninteresse, stetig den Druck auf die Beteiligten.

Was hätte ein gelungenes Projektmanagement für dieses Vorhaben gebraucht?

Von Anfang an sehen wir in Planung und Umsetzung größte Kommunikationsschwierigkeiten, basierend auf fehlendem Fachwissen oder unübersichtlichen Strukturen. Das Fehlen eines übergeordneten Projektmanagements führt dazu, dass das alte Sprichwort bestätigt wird: Viele Köche verderben den Brei. Die immer wieder aufflackernden Konflikte, denen Neubesetzungen auf wichtiger Ebene und im Anschluss erneute Umplanungen folgen, lassen den Flughafen nicht zur Ruhe kommen. Eine grundlegende Einigung rettete zuletzt das Bauprojekt der Elbphilharmonie – für den Pannenflughafen ist eine solche Lösung bisher nicht in Sicht.

Es ist schon einige Jahre her, da habe ich über eine Analyse von großen IT-Projekten der öffentlichen Hand in Deutschland berichtet, die ebenfalls mehr oder weniger gescheitert waren. Wer sich dafür interessiert, hier der Link, dort gibt es auch den vollständigen Forschungsbericht zum Download.

Zeit, Kosten und Leistung: All die Eckpunkte des magischen Dreiecks, die bei vernünftiger Planung von Anfang an realistisch definiert werden, sind im Endlos-Projekt des Berliner Flughafens zu unkalkulierbaren Variablen geworden. Entscheidender Misserfolgsfaktor war hier meiner Meinung nach die Unprofessionalität der Auftraggeber und deren Versuch, mit aggressiver Vertragsgestaltung einen Erfolg zu erzwingen.

Quelle: Quelle: Auszug aus https://it-governance.blog/die-geschichte-des-projektes-hauptstadtflughafen-und-die-ursachen-des-scheiterns/

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